Losgröße 1: Komplexes in kleiner Auflage

Die Welt der unbegrenzten Möglichkeiten – Verbraucher kennen das schon: Mit einem Konfigurator dürfen sie ihre Turnschuhe individuell gestalten, nur ein kleiner Aufpreis wird fällig. Auch Müslifreunde haben die freie Wahl und mixen ihr Produkt nach Gusto – in 566 Billiarden Varianten.

Der Trend erreicht nun auch die Industrie: Ein B2B-Kunde klickt sich sein Wunschprodukt zusammen, und der Lieferant serviert es. „Es geht darum, den Kunden noch individueller und effizienter bedienen zu können“, sagt Frank Piller, Professor für Technologie und Innovationsmanagement an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Das Fernziel hört auf das Schlagwort „Losgröße 1“: die automatisierte Fertigung von Einzelstücken.

Der Automatisierungsspezialist Phoenix Contact geht in diese Richtung: Seine Kunden können im Onlinekonfigurator zwischen 98 verschiedenen Trennverstärkern wählen – und dann je nach Anforderung noch die Ein- und Ausgangssignale definieren. Insgesamt ergeben sich so mehr als 1 000 Kombinationen für das sechs Millimeter schmale Bauteil, das in Schaltkästen zum Einsatz kommt.

Eine neue Qualität für Einkäufer von technischen Komponenten: Bisher blieb ihnen meist die Wahl zwischen zwei Extremen – entweder kostengünstige Massenware oder teure Einzelanfertigung. Ermutigt durch Pilotversuche, befassen sich immer mehr Industriefirmen mit dem Konzept Losgröße 1. Read more

Digitale Lieferkette: Maximale Optimierung zu minimalen Kosten

Dieser Text ist im November 2015 im neuen Fachnewsletter vierpunktnull: Geschäftspraxis erschienen – hier können Sie eine kostenlose Probeausgabe bestellen.

1500 Lieferanten, 26 Werke – ein „atmendes Netzwerk über den gesamten Globus“. So beschreibt Markus Schäfer, Bereichsvorstand Produktion und Einkauf Mercedes-Benz Cars, die Herausforderungen an die Supply Chain des Autobauers. Die Digitalisierung der Industrie kann hier eine entscheidende Rolle spielen, um eine neue Ordnung, einen neuen Überblick zu bekommen. Wer genau weiß, wo und in welchem Menschen, Maschinen und Komponenten in seinem Netzwerk unterwegs sind, der gewinnt an Geschwindigkeit und Effizienz. Insbesondere der Einkauf und die Produktion profitieren von der neuen Übersicht.

„Die Intelligenz der Digitalisierung“

Eine intelligente Vernetzung der bereits existierenden IT-Systeme, oft als ergänzende Supply-Chain-Management-Systeme (SCM) zu bestehenden ERP-Systemen, spielt dabei eine zentrale Rolle, um den Fortschritt zu erreichen. „Da sind heute Menschen nicht mehr alleine in der Lage, diese Logistikströme hocheffizient zu gestalten und zu optimieren, um sicherzustellen, dass die Waren zur richtigen Sekunde am richtigen Ort ankommen“, sagt Schäfer. „Da braucht es Industrie 4.0, die Intelligenz der Digitalisierung.“ Read more

Innovationsmanagement: Fahrplan für neue Ideen

Innovationsmanagement: Fahrplan für neue Ideen

Die Beumer Group, ein Sortieranlagenbauer aus Beckum, sammelt und ordnet gute Gedanken ganz strategisch. Manchmal werden sogar Maschinen daraus, zum Beispiel der „Parcel Picker“: Mit diesem halbautomatischen Paket-Entlader soll das bisher mühevolle Umpacken in Logistikbetrieben bis zu fünfmal schneller klappen. Und Mitarbeiter werden zugleich körperlich entlastet. Gut für den Rücken, gut für das Geschäft – so das Versprechen.

Mark Antonius Behler, Leiter des Innovationsmanagements bei Beumer, steuert den Neuerungsprozess. An allen Standorten sammeln „Idea Scouts“ erste Anregungen, darauf folgt eine Bewertung durch das strategische Produktmanagement. Ständig neue Produkte zu liefern, die den Stand der Technik definieren, sei das Ziel, erklärt Behler. Das erfordere „eine Reduzierung unserer Entwicklungszeiten auf ein Minimum“.

Der Druck auf den Mittelstand ist hoch: Durch die hohe Wettbewerbsintensität verkürzen sich vielerorts die Entwicklungszyklen. In einem globalen Vergleich der Innovationsfähigkeit, erstellt von der Unternehmensberatung A.T. Kearney, kam Deutschland nur auf den zwölften Rang. „Häufig werden Dinge in Deutschland erfunden, aber anderswo kommerzialisiert“, sagt Kai Engel, Leiter des globalen Kompetenzteams Innovation bei A.T. Kearney. Ein professionell aufgesetztes Innovationsmanagement – das keineswegs diesen Namen tragen muss – kann dabei helfen, aus zahlreichen Geistesblitzen möglichst viele neue Ideen zu destillieren, die auch Umsatz bringen.

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Warum es Hardware-Startups schwer haben

Warum es Hardware-Startups schwer haben

Am Ende kam der Kontakt am Currywurst-Stand zustande: Nach einer Veranstaltung kam Frederik Brantner beim Catering mit einer Mitarbeiterin von Siemens ins Gespräch. Aus dem losen Austausch wurde über die Zeit eine feste Zusage: Im Mai übernahm der Technologiekonzern alle Anteile des High Tech Gründerfonds (HTGF) am Münchener Hardware-Start-up Magazino. Das Unternehmen entwickelt mobile Lagerroboter, die die manuelle Arbeit in der Logistik dank Identifikations- und Greiftechnik ablösen wollen.

Die Finanzierung ist für Magazino damit auf Jahre gesichert – und mehr noch: „Mit dem Namen Siemens bieten wir unseren Mitarbeitern Stabilität“, sagt Brantner, „und es öffnen sich natürlich ganz andere Perspektiven bei Gesprächen mit Lieferanten und Kunden.“ In gut drei Jahren wurde so aus einer Gedankenspielerei ein ernst zu nehmender Anbieter für die Logistikbranche – insbesondere aus dem Versandhandel ist die Nachfrage hoch.

Zu Beginn sah die Situation ganz anders aus: Aus den Projektskizzen musste ein funktionierendes Produkt entstehen – und das ging direkt ins Geld. Während bei der Software-Entwicklung zu Beginn vor allem die eigene Arbeitszeit investiert wird, müssen Hardware-Start-ups an Spezialbauteile kommen, benötigen technische Unterstützung  – und das alles bitte möglichst schnell.  Read more