Consulting: Neue Produkte im Portfolio

Ein Koffer, ein dreidimensionales Spielbrett, funkelnde Bewertungssteine, ein Tablet und ein kleiner Drucker – es ist ein ungewöhnliches Paket, das die Beratungsagentur Gute Botschafter seit einiger Zeit vertreibt. Als Projektmanagementtool soll es helfen, dass Teams über Hierarchiegrenzen hinweg schnell und spielerisch Entscheidungen treffen. In jeder Runde werden Thesen nach Umsetzbarkeit und Zustimmung bewertet, das Ergebnis wird digital berechnet und direkt ausgedruckt.

Entwickelt hatte die Agentur das Bewertungswerkzeug für den eigenen Bedarf, mittlerweile wird es auch an Strategieberater lizenziert. „Es hat einen Nerv getroffen“, sagt Jan Oßenbrink, der sich als Geschäftsleitungsmitglied um den neu geschaffenen Produktbereich mit fünf Beschäftigten kümmert. „Nüchterne Analysen erzeugen bei den Menschen oft keine Bewegung mehr“, sagt er. Dabei sei Bewegung entscheidend für mehr Erfolg.

Als Spezialist für die Positionierung von Marken hat Gute Botschafter mit dem „Eigenland“ getauften Tool ein neues Geschäftsfeld erobert. Damit folgen die Consultants aus Haltern am See einem Trend: Neben dem Kerngeschäft erweitern auch Strategieberater ihr Portfolio. Das Vorgehen dabei ist ganz individuell: Es reicht von zusätzlichen Angeboten unter der Dachmarke, die das Beratungspaket ergänzen, bis hin zu neuen Produkten, die ganz eigenständig beworben und vertrieben werden. Read more

Innovationsmanagement: Fahrplan für neue Ideen

Innovationsmanagement: Fahrplan für neue Ideen

Die Beumer Group, ein Sortieranlagenbauer aus Beckum, sammelt und ordnet gute Gedanken ganz strategisch. Manchmal werden sogar Maschinen daraus, zum Beispiel der „Parcel Picker“: Mit diesem halbautomatischen Paket-Entlader soll das bisher mühevolle Umpacken in Logistikbetrieben bis zu fünfmal schneller klappen. Und Mitarbeiter werden zugleich körperlich entlastet. Gut für den Rücken, gut für das Geschäft – so das Versprechen.

Mark Antonius Behler, Leiter des Innovationsmanagements bei Beumer, steuert den Neuerungsprozess. An allen Standorten sammeln „Idea Scouts“ erste Anregungen, darauf folgt eine Bewertung durch das strategische Produktmanagement. Ständig neue Produkte zu liefern, die den Stand der Technik definieren, sei das Ziel, erklärt Behler. Das erfordere „eine Reduzierung unserer Entwicklungszeiten auf ein Minimum“.

Der Druck auf den Mittelstand ist hoch: Durch die hohe Wettbewerbsintensität verkürzen sich vielerorts die Entwicklungszyklen. In einem globalen Vergleich der Innovationsfähigkeit, erstellt von der Unternehmensberatung A.T. Kearney, kam Deutschland nur auf den zwölften Rang. „Häufig werden Dinge in Deutschland erfunden, aber anderswo kommerzialisiert“, sagt Kai Engel, Leiter des globalen Kompetenzteams Innovation bei A.T. Kearney. Ein professionell aufgesetztes Innovationsmanagement – das keineswegs diesen Namen tragen muss – kann dabei helfen, aus zahlreichen Geistesblitzen möglichst viele neue Ideen zu destillieren, die auch Umsatz bringen.

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Analyse am laufenden Band

Einigen seiner US-Kunden machte ein deutscher Druckmaschinenhersteller jüngst ein verlockendes Angebot: Wir optimieren die eingesetzten Anlagen – und das völlig umsonst. Der Deal: Werden Einsparungen erreicht, teilen sich Kunde und Hersteller den Betrag. Nach guten Erfahrungen könnte dieses Geschäftsmodell in Zukunft breiter angeboten werden.

Eine Big-Data-Analyse ist der Schlüssel für solche Kundenpflege: Indem der Hersteller die Kennzahlen seiner Maschinen im Einsatz durchleuchtet, von der Auslastung bis zum Verschleißverhalten, werden Vergleiche möglich. Darauf basieren die Optimierungsvorschläge.

„Das kann man nur anbieten, wenn man selbst sehr genau den Zustand der Maschine beurteilen und die Optimierungspotenziale abschätzen kann“, sagt Henrik Oppermann, Entwicklungsleiter der USU Software AG. Mit Industrie- und Forschungspartnern erarbeitet sie eine Analyseplattform im Maschinenbau.  Gefördert wird dies durch eine Smart-Data-Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums.

Weg von der blinden Sammelei, hin zum Präzisionsinstrument: Big Data ist kein Nischenthema mehr. Read more

Agilität: Immer in Bewegung

Die verschiedenen Teams machten ihr Ding, recht erfolgreich sogar. Doch die Urlaubsanträge beim Software-Entwickler Seibert Media liefen lange Zeit immer noch über den Schreibtisch eines übergeordneten Bereichsleiters – der entschied über freie Tage, ohne den Projektplan der Mitarbeiter zu kennen.

Mittlerweile vereinbaren die Teams selbst, wer wann fehlen darf. Ein simpler Schritt auf dem Weg, nach und nach eine agile Organisationsform aufzubauen. Das große Ziel: Möglichst schnell in der Lage zu sein, sich auf neue Anforderungen der Kunden einzustellen. Mit dem bisherigen Weg ist Co-Geschäftsführer Joachim Seibert zufrieden: „Die Effekte sind schlecht messbar, aber deutlich spürbar.“

Der Wettbewerbsdruck nimmt in vielen Branchen weiter zu, die Innovationszyklen verkürzen sich deutlich, die Digitalisierung stellt zahlreiche Geschäftsmodelle auf den Prüfstand: Das alte Idealbild eines durchgeplanten Unternehmens, das auf statischen Managementsystemen und prognostizierbaren Geschäftsentwicklungen fußt, stößt so an seine Grenzen. Read more

Co-Creation: Kunden vorausdenken lassen

Schon der Testlauf funktionierte: Als Claudia Lang und Stefan Keck kürzlich ihr Geschäftsmodell vor Studenten präsentierten, konnten sie gleich die ersten Ideen einsammeln. Eine Handyversicherung wünschten sich die Teilnehmer des Workshops, und eine Snowboardversicherung wäre doch auch prima.

Was im kleinen Kreis Anregungen hervorbrachte, soll digital noch besser funktionieren: Auf ihrer frisch gestarteten Plattform Community Life wollen Lange und Keck mit Nutzern Ideen für Versicherungsprodukte sammeln – und dann einer Assekuranz zur Verfügung stellen, die diese Wünsche umsetzt. „Je mehr Menschen wir vertreten, desto besser können wir verhandeln“, sagt Lang. „Es besteht ein großes Interesse in der Branche, neue Wege zu beschreiten.“

Co-Creation haben die beiden das Modell getauft. Unter Begriffen wie Crowdinnovation oder Open Innovation arbeiten ähnliche Initiativen, bei denen Unternehmen auf die Anregungen von außen setzen, um Produkte oder Dienstleistungen zu kreieren oder zu überarbeiten. Read more

Technologie im Consulting: Beraten wie James Bond

Manchmal dürfen sich Berater wie Actionhelden fühlen. Wenn die Teams von KPMG ausrücken, können sie blind auf die Unterstützung aus dem Hauptquartier vertrauen – ähnlich wie ein prominenter Geheimagent. „James Bond braucht von Qdie richtigen Gadgets, um eine Mission zu überstehen“, sagt Sven Marlinghaus, Head of Strategy & Operations Consulting bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. „Die richtigen Hilfsmittel, um neue Probleme zu lösen, kommen bei uns von zentralen Teams.“

Der Druck ist hoch. Die Berater müssen um ihren Wissensvorsprung kämpfen.  Denn die Auftraggeber in Industrie und Handel sind anspruchsvoll geworden – und den Consultants in vielen Fragen ebenbürtig. Read more

Gamification: Daddeln im Dienst

Ein Posting absetzen im Unternehmenskanal? Nicht jedermanns Sache. Also helfen Konzerne schon mal dezent nach. Bei SAP belohnt man eifrige Intranet-Blogger seit längerem: Wer im internen sozialen Netzwerk des Softwareherstellers regelmäßig Inhalte beisteuerte oder Feedback auf die Beiträge der anderen gab, wurde virtuell mit Titeln ausgezeichnet.

Jetzt folgt der zweite Schritt der Mitmachoffensive: Bei der Überarbeitung im vergangenen Jahr koppelten die Organisatoren einige Aufgaben aneinander – so entstanden richtige Missionen innerhalb des Netzwerks, die es zu bewältigen galt. Einige davon wurden erst sichtbar, wenn vorherige Aufgaben erfolgreich abgeschlossen waren. Das stachelte die Nutzer an: Innerhalb weniger Wochen vervierfachte sich die Aktivität im Netzwerk. „Das hat die Aufmerksamkeit aus sehr vielen Abteilungen auf sich gezogen“, berichtet Mario Herger. Read more

Industrie 4.0 und Beratungen: „Sie kleben noch sehr an der großen Vision“

Als Manager Technical Sales and Solutions bei IBM Deutschland ist Friedrich Vollmar Experte für die Digitalisierung der produzierenden Wirtschaft. Vollmar ist Mitglied der Plattform Industrie 4.0 des Branchenverbands Bitkom und wird beim diesjährigen Deutschen Beratertag einen Vortrag zu diesem Thema halten.

Industrie 4.0 steht für die zunehmende Vernetzung – in der Produktion, aber auch über Firmengrenzen hinweg. Wie haben sich die Unternehmensberater auf diesen Trend eingestellt?
Sie sind nicht so weit wie die Industrieunternehmen, von denen viele schon sehr gut begriffen haben, dass dies eine große Chance für sie sein kann. Die Beratungsfirmen dagegen kleben oft noch sehr an der großen Vision – anstatt darüber nachzudenken, wie sie heute schon für den Kunden Realitäten schaffen können. Sie müssen erst mal einige Schritte zurückmachen und die digitale Revolution in der Industrie im Detail ausarbeiten. Read more

Consulting: Ein Masterplan für die Industrie der Zukunft

Normalerweise docken Experten von Accenture als Berater bei Siemens an, um IT-Expertise einzubringen. Seit Mitte Oktober machen die Unternehmen gemeinsame Sache: Über das neue Joint Venture namens Omnetric Group wollen sie vor allem großen Kommunen und Versorgern bei der Umstellung auf intelligente Netze helfen. Siemens liefert die Produkte, Accenture die Beratung für Systemintegration und Betrieb. „Gemeinsam entwickeln wir an dieser Stelle ein neues Geschäftsmodell“, sagt Frank Riemensperger, Deutschlandchef von Accenture.

Es ist eine Antwort auf einen Trend: Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 geht es um Lösungen, die durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung realisiert werden können. Dazu zählen etwa Maschinen, die in Masse individualisierte Produkte anfertigen können – passgenau nach Kundenwunsch. Oder Produkte, die über ihren Lebenszyklus hinweg erreichbar sind und wandelbar bleiben. Ausgehend von Business-Analytics-Lösungen nimmt die digitale industrielle Revolution an Fahrt auf.

Traditionelle Brancheneinteilungen verlieren an Bedeutung: Apple etwa, ein oft genanntes Beispiel, entwickelte sich vom Produzenten von Hardware zum Anbieter einer ganzen Plattform von Inhalten. Das Problem aus Beratersicht: Viele der neuen Geschäftsmodelle wurden von findigen Unternehmen oder Start-ups selbst entwickelt – Berater müssen sich deren Bedeutung erst erarbeiten. Read more

Open Innovation: Offen für Ideen von außen

Ein Getriebe ganz ohne Flüssigschmierstoffe, das auch in verschmutzungssensiblen Branchen wie der Lebensmitteltechnik einsetzbar ist – das könnte eine willkommene Ergänzung für das Portfolio von Wittenstein sein.  Zwar wäre es für den Getriebespezialisten mit Sitz in Igersheim kein Massengeschäft. Aber regelmäßig fragen Kunden nach. Entwickler im eigenen Haus fanden jedoch keine Lösung.

2011 schrieb das Unternehmen das Problem auf einer Innovationsplattform im Internet öffentlich aus. Das Ergebnis überraschte: „Es sind sehr interessante Ideen von sehr hoher Qualität hereingekommen“, sagt Bert Miecznik, Innovationsmanager bei Wittenstein. Unter den 26 Antworten war der ganz große Wurf zwar nicht dabei, dennoch sieht Miecznik den Pilotversuch als Erfolg: „Wir haben viele Kontakte in die Welt neu geknüpft.“

Auch andere Mittelständler öffnen ihre Entwicklungsabteilungen für die Öffentlichkeit und testen sogenannte Open-Innovation-Projekte. „Man fängt an, über den Tellerrand der eigenen Branche hinausauszublicken“, sagt Frank Piller, Professor für Technologie- und Innovationsmanagement an der RWTH Aachen. Read more