Der Automobilzulieferer BOS setzt auf das digitale Cockpit. Es ist kein neues Produkt der Schwaben – der Begriff steht für ein Umdenken in der internen IT. BOS unterhält Standorte auf drei Kontinenten, deren Projekt- und Lieferantendaten lange Zeit vor Ort verwaltet wurden. Heute laufen sie standardisiert in der Zentrale ein. Für Effizienz sorgt eine Software des Anbieters Pentaho, die aus der Cloud bezogen wird und nach dem Open-Source-Prinzip funktioniert.
Open Source bedeutet, dass der Quellcode, also das Herzstück der Software, in der Regel frei zugänglich ist. Zudem dürfen die Programme in einer Basisversion und teils sogar komplett kostenlos genutzt werden. Firmen können sie selbst modifizieren. „Es gibt gerade im Mittelstand eine große Offenheit“, sagt Johannes Knauf, Open-Source-Experte der Beratung Ancud IT. „Man schaut sehr nüchtern darauf, was Dinge kosten und was sie wirklich bringen.“
Gerade bei den Kosten können Open-Source-Lösungen oft überzeugen – besonders, wenn sie über die Cloud bereitgestellt werden. Zwar fallen meist Ausgaben für IT-Dienstleister oder eigenes Personal an. Sind Lizenzkosten fällig, dann liegen sie oft niedriger als bei den geschlossenen Varianten.
Entscheidender Vorteil ist die große Gemeinschaft von Anwendern, die hinter vielen Open-Source-Projekten steht. Sie treibt die Weiterentwicklung voran und behebt Probleme. „Softwarepakete werden in vielen Konstellationen ausprobiert. So fallen Fehler schneller auf“, sagt Knauf. Ein Cloudzugriff beschleunigt dies noch.
Für viele Firmenanwendungen sind mittlerweile taugliche Open-Source-Lösungen entstanden. Deren Einsatz kann auch dabei helfen, die Abhängigkeit von einem einzelnen Softwarehersteller zu reduzieren. Das zahlt sich dann aus, wenn etwa Lizenzgebühren plötzlich deutlich erhöht werden oder ein Hersteller den Support für eines seiner Programme einstellt.
Der Preis für die Freiheit ist die größere Mühe, wenn es um die Auswahl der passenden Lösung geht. Wichtig sei eine genaue Analyse, welche Komponenten im Unternehmen schon vorhanden und welche Anpassungen nötig seien, sagt Michael Kienle, Geschäftsführer des Dienstleisters IT-Novum. Zudem geht es um die Frage, wie genau die Software im Geschäftsalltag betrieben wird.
Dank niedriger Einstiegsbarrieren können Unternehmen auf der Suche nach der passenden Lösung vieles ausprobieren – müssen dabei aber eines im Auge behalten: „Open-Source-Software ist kein rechtsfreier Raum. Hier muss man genau die Lizenzen studieren“, sagt Kienle. Das gelte freilich auch für Verträge mit klassischen Software-Herstellern.
Erschienen am 29. Januar 2015 im Handelsblatt.